Der Seilzug hat ausgedient

Der Schützenverein Lüdenhausen installiert ab Dezember eine moderne Laser-Messanlage auf seinem Schießstand. Die Einweihung mit Pokalschießen ist für Anfang Februar geplant.

Kalletal-Lüdenhausen. „Gut Schuss“ – das wünschen sich die Lüdenhauser Schützen unübersehbar mit einem Banner über ihrem Schießstand. Künftig werden sie die Ergebnisse ihrer Schießstunden und Pokalschießen noch schneller und genauer auswerten können: Noch im Dezember wollen sie in Eigenregie die alte Seilzuganlage, mit der die Schießscheiben bewegt werden, durch optische Messrahmen mit integrierter Lasertechnik ersetzen. Rund 12.500 Euro investiert der Schützenverein Lüdenhausen in die Modernisierung. 75 Prozent der Summe sponsert die Gemeinde Kalletal aus ihrer Sportförderung.

Ein weißer Kunststoffrahmen mit einem runden schwarzen Loch in der Mitte wird künftig die Papierscheiben ersetzen, die die Schützen auf der Zehn-Meter-Schießbahn aufs Korn nehmen. „Dieser Kunststoff wurde vom Bundesamt für Materialforschung auf seine Schussfestigkeit geprüft“, erläutert Schießoffizier René Keiser ob des erstaunten Blickes auf das viereckige Kunststoffgebilde. Dieses macht auf den ersten Blick einen zerbrechlichen Eindruck – undenkbar, darauf mit Munition zu schießen. Aber „das ist der heutige Stand der Technik“, ist Keiser stolz auf die Neuanschaffung. Nach Eintreffen der Rahmen und der dazugehörigen Tablets, auf denen die Schützen künftig sofort ihr Ergebnis sehen können, hat er sich um die Konfiguration der Hardware gekümmert.

Es habe schon lange den Wunsch gegeben, die Auswertung der Schießergebnisse zu verbessern. Anfangs war eine Auswertemaschine im Gespräch, rekapituliert Vereinsvorsitzender Mathias Seidens die lange Geschichte dieser technischen Aufrüstung. Solch eine Maschine ist vergleichbar mit einer von Banken verwendeten Geldzählmaschine. Sie sollte die die per Hand geschriebenen Excel-Dateien ablösen. Doch die Anschaffung sei nicht mehr zeitgemäß. Deshalb machte sich der Vorstand auf die Suche nach Alternativen. Im vom Westfälischen Schützenbund herausgegebenen Magazin „Schützenwarte“ wurden Major Rolf Strate und der Vorsitzende bei den Werbeanzeigen fündig: „Unabhängig voneinander haben wir unterschiedliche Firmen um ein Angebot gebeten, landeten aber nach der Sichtung der Rückläufer beide bei demselben Anbieter“, so Seidens.

Danach war der erste Plan, die Neuanschaffung mit den Mitteln aus dem Förderprogramm „Moderne Sportstätte 2022“ zu finanzieren. Der Antrag des Vereins sei aber im letzten Prüfschritt von der NRW-Bank abgelehnt worden, „weil wir für unseren Schießstand nicht verantwortlich für Dach und Fach sind, also Reparaturen nicht selbst übernehmen“, erinnert sich Seidens. Der Schießstand ist ins Dorfgemeinschaftshaus der Gemeinde integriert. Um Rat gefragt, sprang die Gemeinde Kalletal mit Mitteln aus der Sportförderung in die Finanzierungslücke.

Jetzt stehen vier nagelneue Messrahmen sowie vier Tablets für die vier Schießbahnen zur Verfügung. Mit etwas Wehmut und noch keiner rechten Idee zur Weiterverwendung nehmen die Lüdenhauser Schützen Abschied von ihrer alten Seilzuganlage, „die immerhin schon mit einem Motor betrieben wird“, betont der Vorsitzende. Er kann sich noch an bewegte Zeiten erinnern, als die Schützen nach dem Brand des alten Dorfgemeinschaftshauses auf „Wohnungssuche“ im Dachgeschoss der örtlichen Feuerwehr untergekommen waren. Wehmut kommt deshalb auf, weil die Anlage, wie eine eingravierte Schrifttafel zeigt, beim Umzug des Schießstands vor 20 Jahren in das neu erbaute Dorfgemeinschaftshaus von den verdienten Vereinsmitgliedern Gisela und Klaus Dörmann gestiftet wurde. Gisela Dörmann war langjähriger Hauptmann der Damenkompanie „und ist auch heute noch, mit über 70 Jahren und trotz Umzugs nach Lemgo-Brake, immer dabei, wenn der Verein ruft“, lobt Seidens.

Aber die Technik schreitet fort, und so will der 370 Mitglieder starke Verein mit vier Kompanien und drei Schießgruppen nach dem Weihnachtsschießen im Dezember mit den Umbauarbeiten beginnen. „Netzwerkleitungen und Strom verlegen, Wanddurchbrüche, die Rahmen installieren, WLAN-Netz im Aufenthaltsraum einrichten – das machen wir alles in Eigenleistung“, betont Schießoffizier Keiser. Er schätzt die Bauzeit auf drei Wochen. „Zur Jahreshauptversammlung am 5. Februar planen wir ein Pokalschießen mit gleichzeitiger Einweihung der neuen Anlage“, freut sich Vorsitzender Seidens. Und, wenn die Corona-Lage es zulässt, wollen die Lüdenhauser Schützen dann nach vier Jahren, in denen die Majestäten Holger Stock und Marina Knaup „Überstunden“ als Schützenhoheiten machten, vom 25. bis 27. Juni auch endlich wieder ein Schützenfest feiern.

aus www.lz.de vom 17.11.2021 von Sylvia Frevert

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