Erste Kunden sind schon vor 6 Uhr da
Jana und Timo Kriebel betreiben zwei kleine Geschäfte in Almena und Lüdenhausen, verkaufen Backwaren, Kaffee zum Mitnehmen und Lebensmittel. Die Läden sind wie Treffpunkte im Dorf, sagen sie. Doch etwas macht ihnen Sorgen.

Extertal-Almena/Kalletal-Lüdenhausen. Für Dorfladen-Betreiber beginnt der Tag um halb vier. Es ist noch dunkel, wenn die Nacht für Jana und Timo Kriebel zu Ende ist. „Zuerst geht es zu Bäcker Dreimann nach Bösingfeld“, erzählt der 49-Jährige – Backwaren und frische Brötchen besorgen. Dann in den Laden, Brötchen belegen, Waren einräumen, schon vor der eigentlichen Öffnungszeit ab 6 Uhr sind die ersten Kunden da. Anstrengend? „Es ist immer lustig“, sagt Jana Kriebel. Mit ihrem Mann betreibt sie seit acht Jahren das „Café Jana“ in Almena und den Dorfladen Krooß in Lüdenhausen. Doch etwas macht ihnen Sorgen.
„Wir übernehmen die Nahversorgung in Almena und Lüdenhausen mit Backwaren, Lebensmitteln und Getränken“, sagt Timo Kriebel. Er kümmert sich um den Laden in Almena, seine Frau managt das Geschäft in Lüdenhausen, das dreimal so groß sei. Die beiden haben zwei Angestellte. Viele Kunden stoppen auf dem Weg zur oder von der Arbeit, kaufen die Zeitung und ein belegtes Brötchen, nehmen einen Kaffee mit.
Insofern ist das „Café Jana“ tatsächlich eine Art Café mit Lebensmittelverkauf. Die ursprünglichen Sitzgelegenheiten haben die Kriebels nicht lange nach der Eröffnung 2017 wieder abgeschafft. „Das war der Kundenwunsch“, sagt Jana Kriebel. Stattdessen haben sie ihr Sortiment vergrößert. So war zum Beispiel mehr Platz für Getränke in Kisten, berichtet die 54-Jährige.
Apropos: Am Nachmittag „muss ich noch 25 Kisten ausliefern“, sagt Timo Kriebel. Die Dorfläden in Almena und Lüdenhausen schließen um 12 Uhr mittags. Der Nachmittag ist für Timo und Jana Kriebel ebenfalls mit Arbeit ausgefüllt: Kasse machen, Auslieferungsfahrten – auf Kundenwunsch bringen sie auch einen Sack Kartoffeln nach Hause – und sich um den Imbisswagen kümmern. Der ist ein weiteres Standbein des in Hummerbruch wohnenden Paares: Der Wagen lässt sich für Feiern mieten. Jana und Timo Kriebel fahren dann vor und übernehmen die Bewirtung mit Pommes, Currywurst & Co.
Apropos Kundenwunsch: „Wenn was fehlt, besorgen wir das gerne“, sagt Timo Kriebel. Die beiden beziehen ihr Lebensmittelsortiment von Edeka und wissen: „Die meisten Leute kaufen bei uns, wenn sie etwas vergessen haben. Den Großeinkauf machen sie eher woanders.“ Obwohl das bei ihnen auch möglich wäre, sind sich beide einig. Fleischwaren von Fleischer Buddeberg aus Barntrup inklusive. Insbesondere Ältere aus den beiden Dörfern nutzten die Läden für Einkäufe, weil die Geschäfte für sie fußläufig erreichbar seien. Und: „Die Vereine unterstützen uns und kaufen hier Getränke.“
Für die Inhaber macht vor allem der persönliche Kontakt mit den Kunden den Reiz ihrer Arbeit aus. „Auf dem Dorf kennst du die Leute. Der Laden ist wie ein Treffpunkt, und das finde ich schön“, sagt Jana Kriebel. Wie ist sie dazu gekommen, sich selbstständig zu machen? Sie war Angestellte eines großen Einkaufsmarkts in Lemgo, hatte also schon Erfahrung im Einzelhandel, erzählt sie. „Und dann war es immer mein Traum, ein eigenes Café zu haben.“
Der verwirklichte sich 2017. Für ihren Mann als Maurer war es die Gelegenheit und eine Notwendigkeit, die Branche zu wechseln, weil ihn eine Verletzung an der Hand dazu zwang. „Ich war fachfremd“, erzählt er, „und dann wurde ich ins kalte Wasser geworfen.“ Denn schon nach vier Wochen musste er den Laden in Almena alleine schmeißen, denn seine Frau übernahm das Geschäft in Lüdenhausen. Die Gelegenheit hatte sich kurzfristig ergeben. Und die Kombination ist bis heute ein „Dream-Team“.
Sorgen macht ihnen allerdings der Plan, an der Fütiger Straße in Almena einen neuen Supermarkt zu bauen (die LZ berichtete). Wenn der kommen sollte, dann fürchten sie um ihre Umsätze. Die beiden überlegen, ob sie nicht ein kleines Café in dem geplanten „Nah-und-gut“-Markt hätten betreiben können. „Aber mit uns hat leider niemand gesprochen.“
Eine Lösung ist vorerst nicht in Sicht. Und so wird es morgen weitergehen in ihren Dorfläden in Almena und in Lüdenhausen – mit den ersten Kunden noch vor 6 Uhr früh.
Sie erreichen den Autor per E-Mail an jrademacher@lz.de
Aus der LZ vom 23.10.2025