Verabschiedung Wehrführer Udo Knaup

Rückblick auf bewegte Jahre

Udo Knaup wird am heutigen Freitag als Wehrführer der Feuerwehr Kalletal verabschiedet. Viele Einsätze sind ihm an die Nieren gegangen. Aber es sei immer eine Aufgabe gewesen, die ihn erfüllt habe.

Sven Kienscherf

Kalletal. Als Udo Knaup vor fast 50 Jahren gemeinsam mit zwölf anderen Jungs die Jugendgruppe der Löschgruppe Lüdenhausen gründete, dürfte er noch nicht geahnt haben, wie sehr die Feuerwehr sein Leben prägen würde. 30 Jahre lang war der heute 64-Jährige Wehrführer der Feuerwehr Kalletal, und damit so lange im Dienst wie wohl kein anderer Wehrführer in Lippe. Am heutigen Freitag, 10. März, wird er verabschiedet. Anlass, einen Blick zurück zu werfen.

Als Udo Knaup zur Feuerwehr stieß und mit 16 Jahren am 29. September 1974 die Jugendgruppe aus der Taufe hob, war die Welt noch eine andere: Die Berliner Mauer sollte noch mehr als ein Jahrzehnt Bestand haben, Helmut Schmidt war gerade Kanzler geworden und seit wenigen Monaten rollte erstmals ein Auto vom Band, das bis heute aus dem Straßenbild nicht mehr wegzudenken ist: der Golf. „Damals gab es schon in vielen Orten Jugendgruppen der Feuerwehr, bei uns aber nicht. Da haben wir beschlossen, eine zu gründen“, erinnert sich Udo Knaup.

Der damalige Löschgruppenführer habe das Projekt unterstützt und bis heute sei die Jugendfeuerwehr ein Garant dafür, den Nachwuchs für die Feuerwehr zu liefern. „85 Prozent unserer aktiven Mitglieder stammen aus den Reihen der Jugendfeuerwehr“, sagt Knaup. Als er mit 18 Jahren in die „richtige“ Feuerwehr der Löschgruppe Lüdenhausen eintrat, zählte die Mannschaft 20 Köpfe, heute sind es 40.

Insgesamt zählt die Feuerwehr Kalletal 247 Aktive, eine Jugendfeuerwehr mit 100 und eine Ehrenabteilung mit 50 Mitgliedern sowie eine Kinderfeuerwehr mit 30 Kindern ab sechs Jahren. Die aktiven Feuerwehrmitglieder teilen sich in acht Löschgruppen und den Löschzug Hohenhausen auf. Rund zehn Prozent der Mitglieder sind Frauen.

Wie alle anderen auch ist Udo Knaup zunächst als einfacher Feuerwehrmann gestartet, 1983 wurde er zum Löschgruppenführer Lüdenhausen, seit 1992 ist er Wehrführer der Feuerwehr Kalletal. Ende Oktober vergangenen Jahres schied er aus, sein Nachfolger ist Michael Grüttemeier (51) aus Kalldorf. An wie vielen Einsätzen er beteiligt war? Udo Knaup lacht: „Keine Ahnung.“ Sicher ist: Es waren viele.

Und viele gingen an die Substanz. So erinnert sich Knaup noch gut an den Brand eines Altenheims 1976 in Lüdenhausen. „In einem Bewohnerzimmer war das Feuer ausgebrochen“, sagt er. Die Bewohnerin konnte zwar aus den Flammen gerettet werden, verstarb aber später an den Folgen. Im Dezember 1984 wurde er zu einem Unfall in Rafeld alarmiert. „Ein Auto war verunfallt. Als wir den Fahrer aus dem Auto zogen, habe ich gesehen, dass es ein Bekannter von mir war. Der Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen“, berichtet Udo Knaup.

Im November 2009 kam es zu einem Frontalzusammenstoß zwischen einem Lkw und einem Kleintransporter auf der B 238 zwischen Dalbke und Langenholzhausen, bei dem Menschen starben. „Das alles sind Bilder, die man verarbeiten muss“, sagt er. Damals habe es noch keine psychologischen Hilfsangebote wie heute gegeben. „Man hat mit den Kameraden darüber gesprochen, damit man das nicht alleine mit nach Hause nimmt“, sagt er.

Im Laufe der Jahrzehnte habe sich viel geändert, zum Besseren. So etwa die Ausrüstung der Freiwilligen Feuerwehr. Die sei sehr gut, sagt Knaup. „Da haben wir konstant dran gearbeitet und das wurde von der Gemeinde auch umgesetzt.“ Zwar ist er mit der gegenwärtigen Personaldecke zufrieden, aber er sagt auch: „Wenn ich Geld habe, kann ich Ausrüstung kaufen. Was ich mir nicht mit Geld kaufen kann, ist die Bereitschaft, sich für die Gemeinschaft einzusetzen.“

Insofern bleibe die Gewinnung von ehrenamtlichen Kräften immer eine wichtige Aufgabe. „Viele Menschen haben heute eine hohe Arbeitsbelastung, dazu kommt der Freizeitstress, wenn man viele Hobbys hat. Da ist es schwer, Leute zu bekommen, die auch bereit sind, Führungsaufgaben zu übernehmen.“

Neben seiner Arbeit als Kaufmann im Elektrogroßhandel und als Vater eines Kindes sei die Arbeit für die Feuerwehr seine „dritte Schicht“ gewesen, sagt er. Als Wehrführer habe er regelmäßig am Schreibtisch gesessen, um sich um die Belange der Wehr zu kümmern. Nun ist er Mitglied der Ehrenabteilung und damit nicht mehr im aktiven Dienst. Wobei: So ganz kann er von der Feuerwehr nicht lassen. „Ich habe mich breitschlagen lassen, als Sprecher der Ehrenabteilungen der Lippischen Feuerwehren zu wirken“, sagt er.

Dennoch: Jetzt könne er sich mehr um seinen Garten und sein Haus kümmern. „Da ist in den vergangenen Jahren das ein oder andere liegengeblieben.“ Zudem wolle er öfters mal aufs E-Bike steigen und eine Tour machen. Im August will er dann auch beruflich in Rente gehen. Was ist sein Fazit, wenn er auf sein ehrenamtliches Engagement in der Feuerwehr zurückblickt? „Es war eine interessante Aufgabe, die wichtig ist und mich erfüllt hat.“


Kontakt zum Autor: skienscherf@lz.de

Aus der LZ vom 10.03.2023

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